Elemente der Learning Analytics (LA) als festen Bestandteil in der HHU Mediathek – und später auch in der Lehre – zu verankern, kann sich für alle Uniangehörige (Studierende, Dozierende und die Verwaltung) als gewinnbringend erweisen. Damit dies gelingt müssen jedoch die Rahmenbedingungen stimmen. So ist es sehr hilfreich, wenn man der fortschreitenden Technisierung unseres Alltags aufgeschlossen gegenüber steht. Gemeint ist jedoch keine kritiklose Annahme aller Neuerungen und Veränderungen. Aus dem veränderten Umgang mit Medien aller Art ergeben sich zwangsläufig neue Herausforderungen, die neue Lösungsansätze und Umgangsformen bedingen.

Dies gilt auch und gerade für den Bereich der LA. Die Zusammenführung und Auswertung verschiedener Datensätze, die notwendigerweise im Universitätsalltag anfallen, kann zur besseren Ausnutzung von materiellen aber auch pädagogischen Ressourcen genutzt werden. Defizite können schneller und besser erkannt, Maßnahmen zu ihrer Behebung zielgerichteter durchgeführt werden. Auf Seiten der Universität und der Dozierenden kann dies zu Veränderungen im Angebot von Veranstaltungen führen. Auf Seiten der Studierenden zu einer besseren Nachvollziehbarkeit der Lernentwicklung und Verbesserung des eigenen Lernmanagements.

Neben rechtlichen Problemstellungen, die sich in diesem datentechnisch höchst sensiblen Bereich ergeben, möchte ich auch auf ethische Probleme hinweisen, die sich durch den Einsatz von LA ergeben können. Was es zu vermeiden gilt, ist eine Entmündigung der Studierenden. Die technische Auswertung und Aufbereitung der Daten soll in erster Linie als Hilfestellung dienen und die Studierenden unterstützen, ihre akademische Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

Mit der Implementierung von LA rücken die einzelnen Studierenden in wesentlich größerem Maße in den Fokus als dies bisher der Fall ist. Schnell kann hier der Verdacht entstehen, dass es sich um ein reines Studierenden-„Profiling“ handelt, die Studierenden gläsern und bei all ihren universitären Aktivitäten „ausspioniert“ werden. Dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen, da nur durch eine personalisierte Analyse auch personalisierte Förder- und Fordermaßnahmen bereitgestellt werden können. Der schwierigen Gratwanderung zwischen nutzbaren und notwendigen Informationen muss man sich immer bewusst sein. In der ersten Phase der Einführung von LA in der HHU Mediathek, werden die Daten daher zunächst nur anonymisiert ausgewertet und dargestellt.

 

Neben dieser generellen Problemstellung lassen sich auch weitere auf der Ebene des Lehrens und Lernens skizzieren. So könnte die Universität bzw. könnten die Lehrenden in die Kritik geraten, wenn die Analysen zeigen, dass ein/e Studierende/r über einen gewissen Zeitraum schlechte Leistungen erbringt, Hilfestellungen jedoch ausbleiben. Aber auch bei den Studierenden sind Anpassungsprozesse denkbar. Diese könnten sich selbst entmündigen, indem sie sich zu sehr auf die aufbereiteten Daten verlassen. Ähnliche Effekte wie bei dem Phänomen des sog. Bulimie-Lernens, bei dem nur zielgerichtet und einseitig auf eine Prüfung hin gelernt wird, jedoch kein nachhaltiges Transferwissen entsteht, sind nicht auszuschließen.

Diesen Effekten kann aber mit entsprechenden Konzepten, die es noch zu entwickeln gilt, entgegen gewirkt werden. Wichtiger als schon jetzt eine Lösung für alle eventuell auftretenden Probleme zu haben, ist es m.E., sich dieser überhaupt und schon jetzt am Beginn der Projektphase bewusst zu sein. Klar sein dürfte auch, dass die hier nur kurz angerissenen Problemstellungen nicht vollständig sind und die Liste in der Zukunft noch in verschiedenen Bereichen erweitert und überarbeitet werden muss.