Sowohl das GPFS als auch NFS unterstützen ACLs (Access Control Lists). Diese können dazu verwendet werden, um neben den Standard-Dateiberechtigungen (Besitzer, Gruppe, Andere) einzelne Dateien oder ganze Ordner nur für bestimmte Nutzer oder Nutzergruppen freizugeben (siehe dazu Abschnitt "Dateien / Ordner mit einzelnen Nutzern freigeben").
Um die ACLs einer Datei oder eines Ordners zu bearbeiten, stehen verschiedene Kommandozeilentools zur Verfügung. Auf dem Login-Knoden lassen sich die ACLs mittels folgendem Kommando editieren:
nfs4_setfacl --edit $PATH
und abrufen:
nfs4_getfacl $PATH
Auf den Compute-Nodes und den Storage-Knoten sind die Tools
mmeditacl mmputacl mmgetacl
zu verwenden, die sich allerdings in ihrer Syntax von nfs_setfacl
unterscheiden, und eventuell nicht alle Funktionen abbilden. (Siehe dazu man mmeditacl
, man mmputacl
, man mmgetacl
, oder https://www.ibm.com/support/knowledgecenter/en/STXKQY_4.2.1/com.ibm.spectrum.scale.v4r21.doc/bl1adm_mmputacl.htm)
Syntax (Login-Knoten)
Die ACLs bestehen aus mehreren Einträgen, welche jeweils die Berechtigungen für einen Nutzer oder eine Nutzergruppe spezifizieren. Zusätzlich zu den Berechtigungen kann die Funktionsweise der ACLs durch einen Typ oder verschiedene Flags beeinflusst werden. Die vollständige Syntax für das auf dem Login-Knoten verwendete nfs4_setfacl
lautet:
type:flags:principal:permissions
Typ
Es gibt vier verschiedene Typen an ACL-Einträgen, die die Bedeutung der Berechtigungen regeln:
Typ | Bedeutung | Beschreibung |
---|---|---|
A | Erlauben (Allow) | Erlaube dem Nutzer die gegebenen Berechtigungen |
D | Verweigern (Deny) | Verweigere dem Nutzer die gegebenen Berechtigungen |
U | Protokollieren (Audit) | Protokolliere Zugriffe des Nutzers auf die gegebenen Berechtigungen |
L | Alarmieren | Erzeuge einen Systemweiten Alarm beim Zugriff des Nutzers auf die gegebenen Berechtigungen |
Für uns sind nur die ersten beiden Typen relevant.
Flags
Flags steuern z.B. die Weitergabe / Vererbung der ACLs an Unterordner / Dateien, oder erlauben es, eine Nutzergruppe statt einem einzelnen Nutzer zu spezifizieren
Flag | Bedeutung | Beschreibung |
---|---|---|
g | Gruppe | Der angegebene "Principal" ist eine Gruppe, kein Nutzer |
d | Verzeichnis-Vererbung | Vererbe die Berechtigungen an neue Unterverzeichnisse |
f | Dateivererbung | Vererbe die Berechtigungen an neue Dateien |
n | Einzelvererbung | Vererbe die Berechtigungen nur an Unterverzeichnisse der 1. Ebene |
i | Nur Vererbung | Die Berechtigungen gelten nur für neue Unterverzeichnisse / Dateien (entsprechend d oder f ) und nicht für das aktuelle Verzeichnis |
Zielnutzer / -gruppe
"Principal" ist der Nutzer (oder die Gruppe bei Verwendung von Flag g
) für den die Berechtigungen gelten. Es gibt zusätzlich drei Sondertypen: OWNER@
, GROUP@
und EVERYONE@
, die den POSIX-Berechtigungen Besitzer / Gruppe / Andere entsprechen.
Berechtigungen
Berechtigungen steuern die tatsächlichen Berechtigungen des jeweiligen ACL-Eintrags.
Berechtigung | Bedeutung für Dateien | Bedeutung für Ordner |
---|---|---|
r | Dateien lesen | Ordnerinhalte auflisten |
w | Dateien schreiben | Neue Dateien anlegen |
a | Daten an Datei anhängen | Unterordner anlegen |
x | Dateien ausführen | Ordner öffnen |
d | Datei löschen | Ordner löschen |
D | - | Datei oder Unterordner im Ordner löschen |
t | Attribute lesen | |
T | Attribute schreiben | |
n | "Named Attributes" lesen | |
N | "Named Attributes" schreiben | |
c | NFSv4-ACL lesen | |
C | NFSv4-ACL schreiben | |
o | Dateieigentümer und Gruppe ändern | |
y | Synchronisierten Datenverkehr anfordern |
Ein paar Beispiele
Recht | NFSv4 ACL-Flags |
---|---|
Nur Ordner öffnen (benötigt für den Zugriff auf Unterordner) | xc |
Nur Lesen | rtncy |
Nur Schreiben | waDtTNcCy |
Vollzugriff | rwaDdxtTnNcCoy |
Vollzugriff ohne ACL ändern | rwaDdxtTnNcoy |
Standard-ACLs
Standardmäßig werden keine Berechtigungen vererbt. Jede neue Datei / Unterordner wird standardmäßig mit den Standard-ACLs initialisiert, die wie folgt lauten:
A::OWNER@:rwaDxtTnNcCoy A::GROUP@:rxtncy A::EVERYONE@:rxtncy
Dateien / Ordner mit einzelnen Nutzern freigeben
ACLs können sehr gut dazu verwendet werden, um bestimmte Dateien oder Ordnern mit bestimmten Nutzern / Nutzergruppen freizugeben. Eine vollständige ACL für einen Ordner mit zusätzlichen Berechtigungen für einen weiteren Nutzer und Vererbung für zukünftige Unterordner / Dateien könnte beispielsweise so aussehen:
A:fd:OWNER@:rwaDdxtTnNcCoy A:fd:GROUP@:rxtncy A:fd:EVERYONE@:tcy A:fd:EigenerNutzername:rwaDxtncy A:fd:NeuerNutzername:rwaDxtncy
Bestehende Regeln anpassen!
Beim Hinzufügen von Regeln mit Vererbung (fd
) wie in diesem Beispiel erforderlich, ist es wichtig, dass auch die bestehenden Regeln um die Vererbungs-Flags fd
erweitert werden. Andernfalls werden nur die Berechtigungen für die hinzugefügten Nutzer vererbt, der Eigentümer der Dateien hat anschließend keinen Zugriff mehr.
Außerdem muss neben der Regel für den neuen Benutzer ebenfalls eine Regel für den eigenen Benutzer hinzugefügt werden. Normalerweise ist der eigene Benutzer über OWNER@
abgedeckt, wenn aber andere Nutzer in dem jetzt freigegebenen Verzeichnis Dateien anlegen, sind diese der Eigentümer (OWNER@
) der neuen Dateien, und für den eigenen Benutzer existiert dann keine Regel mehr.
Siehe auch
Siehe auch: man nfs4_acl
Weitere Anleitungen: https://www.rz.uni-augsburg.de/service/cfs/FAQ/acl-details/
Syntax (Compute-Nodes, Storage-Knoten)
Auf den Compute-Nodes und den Storage-Knoten kommen die Tools
mmeditacl mmputacl mmgetacl mmdelacl
zum Einsatz, die sich in ihrer Verwendung von den Tools auf dem Login-Knoten grundlegend unterscheiden. Die unterstützen Berechtigungen und Regelformen sind natürlich identisch zu der oben beschriebenen Variante. Allerdings wird statt einer auf flags basierenden Syntax eine tabellenbasierte Form verwendet:
special:owner@:rwxc:allow (X)READ/LIST (X)WRITE/CREATE (X)APPEND/MKDIR (X)SYNCHRONIZE (X)READ_ACL (X)READ_ATTR (X)READ_NAMED (-)DELETE (X)DELETE_CHILD (X)CHOWN (X)EXEC/SEARCH (X)WRITE_ACL (X)WRITE_ATTR (X)WRITE_NAMED user:Nutzername:--x-:allow:FileInherit:DirInherit (-)READ/LIST (-)WRITE/CREATE (-)APPEND/MKDIR (-)SYNCHRONIZE (X)READ_ACL (-)READ_ATTR (-)READ_NAMED (-)DELETE (-)DELETE_CHILD (-)CHOWN (X)EXEC/SEARCH (-)WRITE_ACL (-)WRITE_ATTR (-)WRITE_NAMED
Je drei Zeilen bilden gemeinsam eine Regel. In der ersten Zeile wird zunächst der Zielnutzer / die Zielgruppe spezifiziert: special:owner@
bezeichnet beispielsweise den "Spezialnutzer" owner@
, also den jeweiligen Eigentümer einer Datei. Analog dazu existieren special:group@
oder special:everyone@
. user:Nutzername
betrifft den Nutzer mit dem entsprechenden Nutzernamen:
Nutzername | Bedeutung |
---|---|
special:owner@ | Besitzernutzer der Datei |
special:group@ | Besitzergruppe der Datei |
special:everyone@ | Jeder Nutzer |
user:Nutzername | Der Nutzer mit dem Namen "Nutzername" |
Anschließend folgen 4 Zeichen, die die direkten Berechtigungen des jeweiligen Nutzers / der jeweiligen Gruppe repräsentieren. Diese müssen allerdings nicht manuell aktualisiert werden, eine Bearbeitung der Berechtigungen in den runden Klammern wie unten beschrieben genügt dabei völlig, die 4 Berechtigungen stellen nur eine Art Zusammenfassung da, die automatisch aktualisiert wird. Dabei existieren die folgenden Belegungen:
Berechtigung | Bedeutung |
---|---|
r | Lesen |
w | Schreiben |
x | Ausführen |
c | ACLs bearbeiten |
An dritter Stelle wird der Regeltyp angegeben. Hier sollte allow verwendet werden, da Berechtigungen über Erlaubnisse und nicht über Verbote definiert werden sollten.
Zuletzt folgen weitere Flags, die das Verhalten der Regel beeinflussen, z.B. die Vererbung auf Dateien und Unterordner. Hierbei existieren beispielsweise folgende Flags:
Flag | Bedeutung |
---|---|
FileInherit | Diese Regel beim Anlegen von Dateien vererben |
DirInherit | Diese Regel beim Anlegen von Unterverzeichnissen vererben |
... | ... |
Anschließend folgen zwei Zeilen mit den jeweiligen Berechtigungen für den angegebenen Nutzer. Die Berechtigungen sind in diesem Fall benannt und mit runden Klammern versehen. Ein X innerhalb der Klammer bedeutet, dass die jeweilige Berechtigung erteilt ist, bei einem - hat der entsprechende Nutzer / die entsprechende Gruppe die jeweilige Berechtigung nicht.
Ein paar Beispiele
Standard-ACLs
Standardmäßig werden keine Berechtigungen vererbt. Jede neue Datei / Unterordner wird standardmäßig mit den Standard-ACLs initialisiert, die wie folgt lauten:
Dateien / Ordner mit einzelnen Nutzern freigeben
ACLs können sehr gut dazu verwendet werden, um bestimmte Dateien oder Ordnern mit bestimmten Nutzern / Nutzergruppen freizugeben. Eine vollständige ACL für einen Ordner mit zusätzlichen Berechtigungen für einen weiteren Nutzer und Vererbung für zukünftige Unterordner / Dateien könnte beispielsweise so aussehen:
Bestehende Regeln anpassen!
Beim Hinzufügen von Regeln mit Vererbung (FileInherit:DirInherit
) wie in diesem Beispiel erforderlich, ist es wichtig, dass auch die bestehenden Regeln um die Vererbungs-Flags FileInherit:DirInherit
erweitert werden. Andernfalls werden nur die Berechtigungen für die hinzugefügten Nutzer vererbt, der Eigentümer der Dateien hat anschließend keinen Zugriff mehr.
Außerdem muss neben der Regel für den neuen Benutzer ebenfalls eine Regel für den eigenen Benutzer hinzugefügt werden. Normalerweise ist der eigene Benutzer über OWNER@
abgedeckt, wenn aber andere Nutzer in dem jetzt freigegebenen Verzeichnis Dateien anlegen, sind diese der Eigentümer (OWNER@
) der neuen Dateien, und für den eigenen Benutzer existiert dann keine Regel mehr.